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Bericht: Thorsten Seefeldt
WILNSDORF (tse) - Weithin sichtbar und unverwechselbar sind die beiden futuristischen Türme der Autobahnkirche Siegerland an der A45, Abfahrt Wilnsdorf. Vor wenigen Tagen feierte die Kirche mit ihrer einzigarten Charakteristik im Rahmen eines großen ökumenischen Dankgottesdienstes ihren zehnten Geburtstag. Es war ein würdevoller Rahmen, den die Verantwortlichen des Fördervereins Ute Pohl, Margarete Hühnerbein und Herbert Kring vorbereitet hatten.
Über 180 Besucher waren der Einladung gefolgt und erlebten im Zelt auf dem großen Parkplatz den Dankgottesdienst, der musikalisch vom Kinder- und Jugendchor der Katholischen Kirche Burbach (Leitung Kristina Halbach und Dirk Heinlein) sowie den Instrumentalisten Esther und Werner Hucks begleitet wurde.
Natürlich wurde – wie es bei Geburtstagen üblich ist - auch zurückgeblickt. Wahrscheinlich würde es die beeindruckende Kirche auf der Höhe des Autohofs heute nicht geben, hätte nicht das Holzhausener Ehepaar Hering im Sommer 2007 bei einem Aufenthalt am Bodensee eine Autobahnkirche besucht. Angetan vom Gedanken, ein Gotteshaus als Anlaufstelle für Ruhe und Besinnung direkt an der Autobahn vorzufinden, nahmen sie diesen Eindruck mit zurück in die Heimat.
Besuch in Süddeutschland gibt den entscheidenden Impuls
Als sie Ute Pohl, die fast zeitgleich eine Autobahnkirche in Baden-Baden besucht hatte, von ihren Eindrücken erzählten, wuchs die Idee, eine Kirche an der A 45 im Dreiländereck zu bauen. Nach Gesprächen mit anderen Christen im Siegerland und im benachbarten Hessen wurde der Förderverein „Autobahnkirche Siegerland“ ins Leben gerufen Und der Impuls hatte – im übertragenen Sinne - ein Fundament bekommen. Das Grundstück am Autohof in Wilnsdorf erwies sich als ideal und wurde von der Gemeinde erworben. So konnte, nachdem zahlreichen Hürden aus dem Weg geräumt waren, am 26. Mai 2013 die Kirche ihrer Bestimmung übergeben werden.
Das futuristische weiße Gebäude, vom Frankfurter Architekturbüro „schneider + schumacher“ geplant und entworfen, bekam im Laufe der zehn Jahre aufgrund seiner einzigartigen Architektur zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Unter anderem ist die Kirche im Reiseführer „Destination Architecture“ als eine von 1000 besonderen zeitgenössischen Bauten weltweit aufgeführt. Architekt Michael Schumacher, der für den Gottesdienst aus Frankfurt angereist war, bezeichnete bei einer Talkrunde „sein Kunstwerk“ als „das Wichtigste, was ich in meinem Leben entworfen habe. Es war mit Sicherheit nicht das größte Projekt meines Lebens, aber das Besonderste.“
Auf das Innere kommt es an
Dass es aber nicht nur auf das schöne Äußere ankommt, sondern genauso auf den Inhalt, da waren sich die drei Theologen der Ökumene einig. In einem gemeinsamen geistlichen Impuls „Glaube, Liebe, Hoffnung“ stellte Pfarrer Uwe Wiesner von der Katholischen Kirche fest: „Es ist eine besondere Art der Wärme und Herzlichkeit, die von der Kirche ausgeht.“ Superintendent Pfarrer Peter-Thomas Stuberg (Evg. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein) bemerkte: „Hier kann man Menschen mit allen Lebensgeschichten antreffen - Trauer, Glück, Bewahrung, Krankheit und Sorgen. Jeder Gedanke kann an Gott übergeben werden. Dafür ist die Autobahnkirche da.“ Pastor Friedhelm Krenz von der FeG Wilnsdorf hob die Liebe Gottes hervor, die sich in Jesus offenbare. Passend war die Aussage von Pfarrer Uwe Wiesner, der festhielt: „Die Kirche ist ein Zeichen der Gemeinschaft aller Christen im Dreiländereck.“
15 Gästebücher beweisen die Lebendigkeit
Mittlerweile liegt das 15. Gästebuch im Mittelteil des rund um die Uhr geöffneten Gotteshauses aus. Auch hier kommen bei den zahlreichen Einträgen, die Nähe zum Leben und zum Alltag der Menschen zum Ausdruck, die hier halt machen und Ruhe und Stille suchen. Als wöchentlich fester Termin findet jeden Freitagabend eine Wochenschluss-Andacht statt, zu der teilweise über 80 Personen den Weg in den lichtdurchfluteten Innenraum finden. Dann kann hier jeder seine persönliche Woche hinter sich lassen – oder Kraft tanken für die neue Woche. Nach dem Gottesdienst waren dann alle Besucher noch zu Kaffee, kalten Getränken und frischem Blechkuchen eingeladen - während es in der Kirche noch die Möglichkeit gab, Esther und Werner Hucks bei Instrumentalmusik zu lauschen.